Als anaphylaktischen Schock bezeichnen Mediziner die schwerste Ausprägung einer allergischen Reaktion. Der übergeordnete Begriff „Anaphylaxie“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich im Deutschen aus den Worten „nochmals“ und „Bewachung“ oder „Beschützung“ zusammen. Eine Anaphylaxie ist also die extremste Akutreaktion des Körpers auf einen bestimmten Botenstoff, einen allergenen Auslöser.
Ein anaphylaktischer Schock ist das schwerste Ausmaß einer allergischen Reaktion. Damit es zu einem anaphylaktischen Schock kommen kann, muss als Grunderkrankung entsprechend bereits eine Allergie gegen ein spezifisches Allergen vorliegen. Allergien haben in den letzten Jahren in ihrer Häufigkeit stark zugenommen. Einer Studie zufolge entwickelt jeder Dritte im Laufe seines Lebens eine Allergie.
Bei einer allergischen Reaktion kommt es zu bestimmten körperlichen Symptomen, die durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst werden. Grundsätzlich reagiert ein gesundes Immunsystem mit Abwehrmechanismen auf körperschädigende Botenstoffe von außen. Solche Botenstoffe sind z. B. Bakterien oder Viren. Gelangen sie über die Schleimhäute in den Organismus, leitet das Immunsystem Abwehrmechanismen ein, um die Eindringlinge zu eliminieren.
Auch bei einer Allergie reagiert das Immunsystem mit Abwehr – allerdings auf eigentlich ungefährliche, harmlose Auslöser. Wie und warum es zu dieser Fehlinterpretation des Immunsystems kommt, ist noch immer nicht abschließend erforscht. Sobald das Immunsystem einen bestimmten Botenstoff als Eindringling und schädigend identifiziert, leitet es den Abwehrmechanismus ein, indem bestimmte Abwehrzellen aktiviert werden, das sogenannte Immunglobulin (IgE).
Nach diesem Erstkontakt mit dem auslösenden Botenstoff ist das Immunsystem entsprechend in Warnhaltung. Sobald es zu einem erneuten Kontakt mit dem Botenstoff kommt, wird die Abwehr in Gang gesetzt. Dabei heftet sich das Immunglobulin (IgE) an die sogenannten Mastzellen, die wiederum eine große Menge an Histamin ausschütten. Das Histamin sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße blitzschnell erweitern und entsprechende Symptome auftreten. Das Blut staut sich in den Armen und Beinen, wodurch der Blutfluss im Gehirn, der Lunge und dem Herzen eingeschränkt wird. Dieser Abfall des Blutdrucks kann in schwerem Ausmaß für Schwindelgefühle und Bewusstseinstrübung sorgen.
Als weitere Reaktion geben die Blutgefäße Flüssigkeit in umliegendes Gewebe ab, was an den Armen und Beinen zu Ödemen führen kann. Im Bereich des Halses und des Kehlkopfes kann diese Absonderung von Flüssigkeit lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, es droht Erstickungsgefahr. Die weitere Ausschüttung von Histamin kann zudem für die Verkrampfung und Lähmung bestimmter muskulärer Strukturen in der Lunge sorgen. Betroffene leiden dann an akuter Atemnot, die bis hin zur Ohnmacht und einem Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Diese gravierendste Form des anaphylaktischen Schocks ist lebensbedrohlich. Daher sollten Allergiker, die ein erhöhtes Risiko für Anaphylaxien haben, stets ihr Notfallset bei sich tragen
Theoretisch kann jeder Botenstoff, der vom Immunsystem als schädigender Eindringling identifiziert wird, einen anaphylaktischen Schock auslösen. Allerdings sind fünf Gruppen von Auslösern bekannt, die zu den häufigsten Triggern für eine Anaphylaxie zählen.
Bei Kindern gehören Nahrungsmittel mit 58 Prozent zu den häufigsten Auslösern. Insbesondere Nüsse, Fisch und Meeresfrüchte, Soja und Weizen sind als auslösende Allergene bekannt, bei Kinder speziell auch Milch und Eier. Bei Erwachsenen sind mit 55 Prozent Insektengifte aus Stichen und Bissen von Wespen, Hornissen, Bienen und Hummeln die häufigste Ursache. Weitere häufige Auslöser sind Arzneimittel (z. B. Antibiotika wie Penizillin). Auch Latex gehört zu den bekannten Auslösern für einen anaphylaktischen Schock.
Sabrina Mandel